~1
§. 18. Die Eroberung Kanaan's. 53
Jordan und belagert zuerst die feste Stadt Jericho, deren
Mauern durch den Glauben fallen.
Als er auch die Stadt A i durch Kriegslist gewonnen und
anderseits die G i b c o n i t e n sich durch List ihre Erhaltung
von Josua verschafft hatten, machten sich verschiedene kanaani-
tische Völkerschaften auf, gegen Josua zu streiten; dieser aber
schlug sie in der großen Am o r i t er sch l a ch t. Darauf er-
oberte er eine Stadt nach der andern und nahm innerhalb
sieben Jahren den größten Theil des Landes ein.
Da wurde das Volk müde zu streiten, und statt die noch
übrigen Kanaaniter vollends zu bekämpfen, forderte, es von
Josua die Vertheilung des Landes. Diese geschah
durch's Loos unter die noch übrigen zehntehalb Stämme, und
eine Zeit lang hatte Israel Ruhe.
Als Josua alt und betagt war, hielt er einen allgemeinen
Landtag zu Sichem, ermahnte das Volk noch einmal
zur Bundestreue gegen Jchovah, und starb 1433 v. Ehr.
4. Israel unter den Richtern.
§. 19. Kweil aber Israel nicht alle Kanaaniter verbannet hatte,
so wurde durch dieselben bald dieser, bald jener Stamm zu
fleischeslustigem Götzendienst verführt und trat ab von dem
lebendigen Gott. -
So oft dies der Fall war, so oft gab Gott die Abtrünnigen
in die Hände der Heiden, von denen sie eine Zeit lang hart
bedrückt wurden. Erst wenn sie wieder in reuiger Buße zum
Herrn riefen, erweckte derselbe bald aus diesem, bald aus
jenem Stamme einen muthigen Glaubenshelden, der im hei-
ligen Kriege Israel wieder von seinen Feinden erlöste und es
zur verlassenen Bundesordnung zurückbrachte. Solche Männer
hießen Richter, weil sie nach errungenem Frieden das Volk
als außerordentliche Oberrichter nach den Vorschriften des
göttlichen Gesetzes richteten.
Die wichtigsten unter ihnen waren Othniel, Ehud,
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Extrahierte Personennamen: Josua Josua Josua
Extrahierte Ortsnamen: Jericho Israel Sichem Israel Israel Israel
§. 26. Der Untergang des Reiches Juda. 63
den auch in der assyrischen Gefangenschaft ungebessert, und
verloren sich allmählig unter den heidnischen Völkern des
innern Asiens, so daß bis heute keine zuverlässige Spur
von ihnen konnte aufgefunden werden, wiewohl Einige die in
den Gebirgen von Kurdistan lebenden Juden und n e st orka-
nischen (oder Tho m a s -) C h r i st e n für Nachkommen
der zehn Stämme halten.
4. Der Untergang des Reiches Juda.
26. ^Jjit Juda hielten einige fromme Könige noch eine Zeit
lang den Untergang auf. Eine besondere Errettung erfuhr
dieses Land unter seinem frommen Könige Hiskia. Weil
dieser sich nämlich von der assyrischen Dienstbarkeit losmachen
wollte, bedrohte ihn der a s syrische König Sanhöiib,
der eben nach Ägypten zog, um sich dieses Reich zu unter-
werfen; und als Sanherib, von einer Pest, zum Rückzuge
aus Ägypten genöthigt, wieder durch Juda zog, belagerte er
Jerusalem. Hiskia nimmt seine Zuflucht zum Gebet und erhält
durch den Propheten Jesaja die Zusage der Erhörung. Plötz-
lich bricht in Einer Nacht ein Sterben in Sanherib's Lager
aus, so daß er die Belagerung aufhcbt und eilend nach As-
syrien zurückkehrt, wo er, nach der Wiedereroberung Baby-
lonien's, das unterdeß abgefallen war, von seinen beiden
älteren Söhnen ermordet wird, und seinen jüngsten Sohn,
den obgenannten Assarhaddon, zum Nachfolger bekommt.
Unter Hiskia's Urenkel, dem frommen Josia, wurde das
Gesetzbuch Mosis, das von den Priestern Jehovah's in den
frühern Verfolgungen, die sie von den gottlosen Königen und
Götzenpricstern hatten erleiden müssen, im Tempel an einem
verborgenen Orte aufbewahrt worden war, bei einer Tempel-
reparatur wieder aufgefunden. Als er sich es vorlesen läßt,
wird er durch die im 28. Kap. des 5. B. M. enthaltenen
Drohungen so erschreckt, daß er voll Eifer allen Götzendienst
im Lande ausrottet und den Jehovahdienft wieder völlig der-
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Extrahierte Personennamen: Jesaja Josia
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Kurdistan Juda Juda Jerusalem Mosis
§. 73. Die ñreuzzñge.
199
So entstand die große Bewegung der Kreuzzüge, die mit
Unterbrechungen an zwei Jahrhunderte lang dauerte. Bisher
hatte die morgenländische christliche Welt von dem Andrange
des Mohammedanismus oft schwer zu leiden gehabt und sich
nur mit Mühe erhalten können: jetzt, bei der Auflösung des
Chalifenreiches, wurde die abendländische Christenheit der
angreifende Theil, dem jedoch der Mohammedanismus nicht
auf die Dauer unterlag.
Nachdem erst ein ordnungsloser Haufe unter der Anfüh-
rung Peters, dessen Eifer die Ausrüstung des Hauptheeres
nicht hatte abwarten können, theils in Ungarn und in der
Bulgarei, vollends aber in Kleinasien auf elende Weise zu
Grunde gegangen war, begann im folgenden Jahr
1096 der erste Kreuzzug unter der Anführung des Herzogs von
Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon, und
anderer Fürsten. Unter unzähligen Mühseligkeiten, nach
schweren Kämpfen, Entbehrungen und Verlusten kam das bis
auf den zehnten Theil zusammengeschmolzene Heer im heili-
gen Lande an, wo es nach 39tägiger Umlagerung
1099 Jerusalem im Sturm eroberte und das König-
reich Jerusalem gründete, dessen erster König Gott-
fried von Bouillon wurde, obgleich er aus Demuth nur
„Beschützer des heiligen Grabes" heißen wollte. Auch die
christlichen Fürstenthümer A n t i o ch i ci und Ed essa wur-
den auf diesem Zuge gestiftet.
Die Behauptung Palästinas erforderte aber fortwäh-
rende Kämpfe und daher beständigen Zuzug aus dem Abend-
lande. Das neue Königreich wurde von allen Seiten be-
drängt, und da auch die christlichen Heerführer häufig durch
Eifersucht entzweit waren und allmählig der Muth erkaltete,
so kam es, daß zuerst Ed essa wieder an die Sarazenen
verloren gieng. Dieser Verlust bewog das Abendland zum
zweiten K r e u z z u g e, an welchem auch die Deutschen
(unter Kaiser Konrad Iii) Theil nahmen, der aber keine
bleibenden Folgen hatte.
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Extrahierte Personennamen: Peters Gottfrieds_von_Bouillon Demuth Konrad_Iii Konrad
144 $. 55. Der dritte punische Krieg.
her zu Rom im Triumphe aufgeführt; und als einige Zeit
darauf die Macedonier noch einmal zu den Waffen griffen, wurde
148 Makedonien zur römischen Provinz gemacht.
(Auch Epirus war kur; vorher von den Römern unter-
/ jocht worden.)
Und weil die Achäer bald darauf wider Rom sich
aufznlehnen wagten, ward ein Heer auch zu ihrer Unter-
werfung abgeschickt und im Jahre
146 das reiche Korinth von Mummius zerstört, ganz
Griechenland aber unter dem Namen Achaja
zur römischen Provinz gemacht.
Dasselbe Zahr entschied auch Karthago's Schicksal für
immer. Diese Stadt hatte sich in einer langen Friedenszeit
wieder erholt und durch rege Handelstätigkeit neue Kräfte
gesammelt, obgleich ihr mächtiger Nachbar Masinissa sie
unaufhörlich beunruhigte. Mit Eifersucht sah Rom Kar-
thago's Wiederemporblühen, und zwang es, Masinissa's
Ungerechtigkeiten zu erdulden; ja die Leidenschaft des älteren
als Censor durch seinen strengen Ernst berühmten Cato
trieb ohne Unterlaß zu Karthago's völliger Vernichtung.
Als daher die Karthager, weil Masinissa sie zuletzt
ihres besten Landestheiles beraubte, die Anhänger desselben
aus ihrer Stadt vertrieben, und dafür von ihm bekriegt
wurden, so nahm daraus Rom den Vorwand, Karthago
des Friedensbruches zu beschuldigen, und schickte, obgleich
sich Karthago zu jeder Genugthuung erbot, 149 ein römi-
sches Heer nach Afrika, das den Karthagern die Waffen
abfordert. Sie gehorchen. Als ihnen aber der Befehl ertheilt
wird, ihre Stadt selbst zu zerstören und sich im Innern ,
des Landes anzubauen, da ermannen sie sich zu ver-
zweiflungsvollem Widerstande, der den Römern große Ver-
luste zufügt, bis endlich im vierten Jahre einer heldenmü-
thigen Vertheidigung
146 Karthagos Zerstörung erfolgt, indem es von P.
Seipio A m i l i a n u s (dem Adoptivenkel des großen Sci-
pio) erobert, durch einen 17tägigen Brand in Trümmer
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Extrahierte Personennamen: Ernst P.
Seipio
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Epirus Rom Griechenland Achaja Rom Karthago Karthago Afrika Karthagos
§. 48. Das griechische Kaiserthum.
233
räuberischen Einfälle wilder, zwischen den Don und die Do-
nau eingedrungener slavischen Völker, und wußte sich gegen
die Kreuzfahrer zu halten , die von nun an mit ihren
Durchzügen das Land äußerst beschwerten und durch ihre
Anmaßung und Rohheit zu dessen Ruin beitrugen. — Die
beiden folgenden Komnenen führten eine kräftige und rühm-
liche Regierung.
Während der darauf folgenden Thronstreitigkeiten erober-
ten die Kreuzfahrer zweimal Constantinopel und errichteten
durch Balduin von Flandern 1204 ein lateinisches
Kaiserthnm (s. §. 73). Namentlich gründeten diejenigen
Griechen, die sich den Eiüdringlingen nicht unterwerfen woll-
ten, unter Theodor Lasküris ein neues Reich in Ni cäa,
das unter seinen Nachfolgern mächtig wurde, bis der letzte
derselben , Michael Paläolögus, 1261 das lateinische
Kaiserthum wieder stürzte, ohne doch alle Neichstheile wie-
der vereinigen zu können.
Die immer tiefer eingerissene Sittenlosigkeit, die Zerris-
senheit der griechischen Kirche, die gänzliche Zerrüttung der
Finanzquellen des Landes, welchem Venedig und Genua fast
allen Handel entnahmen, — alle diese Ursachen ließen keine
Wiedererhebung zu. Im Norden von den S e r v i e r n und
Bulgaren, im Süden von den schon seit 1355 in Europa
eindringenden Osmanen bedrängt, mußte Johann Pa-
läolögus cs dulden, daß die letzter» 1361 ihren Sitz zu
Adrianopel nahmen, und von nun an gieng das Reich im-
mer rascher seinem Einsturze entgegen, bis es gegen die
Mitte des 15. Jahrhunderts unter Johann Vi Paläologus nur
noch auf Constantinopel und dessen Umgebungen beschränkt
war, und zuletzt
1453 die Eroberung von Constantinopel durch die Os-
manen, wobei der letzte Kaiser Constantin Ix tapfer
fechtend fiel, der griechischen Herrschaft ein Ende machte, —
über tausend Jahre später, als das abendländische Reich
gefallen war.
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Lasküris Michael_Paläolögus Johann_Pa- Johann Johann_Vi_Paläologus Johann Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Flandern Genua Europa Constantinopel Constantinopel
<i. 20. Saul's Regierung.
' 55
auf d i e t h e o k r a t i s ch e V e r f a s s u n g v e r p f l i ch t e t.
Samuel selbst hatte in derselben Volksversammlung zuvor
sein Richteramt niedergelegt und vom Volke das feierliche
Zeugniß uneigennütziger Verwaltung erhalten.
Anfangs regiert Saul verfassungsmäßig; allmählig aber
weicht er vom theokratischen Gesetz und v erfüllt in welt-
lich-selb stsüch-tige Politik, und als er zuletzt das
Gebot der Vernichtung der Amalekiter und ihrer Habe nur
unvollständig und eigennützig vollzieht, und sich mit Unwahr-
heit zu entschuldigen sucht, erhält Samuel vom Herrn den
Auftrag, ihm die Verwerfung anzukündigen, und den jungen^
David, den Sohn Isai's, aus Bethlehem vom Stamme
Juda, einstweilen im Stillen zum König von Israel zu salben.
Von Stund an wich von Saul der Geist des Herrn und
machte einem finstern Geiste Platz. Dieser Umstand veranlaßte
David's Berufung an den Hof, um durch sein Saitenspiel
dem Könige Saul Ruhe zu schaffen.
Der nun ausbrechende Krieg mit den Philistern
giebt dem David Gelegenheit, sich um ganz Israel verdient
zu machen, indem er um der Ehre seines Gottes willen den
Kampf mit dem höhnenden Riesenphilister übernimmt, für dessen
glücklichen Ausgang ihin eine Heerführerstelle und Jona-
than' s Freundschaft zu Theit wird.
David's Siege über d i e P h i l i st e r erregen die
Eifersucht Saul's, der nun auf sein Verderben sinnt und ihm
zuletzt, trotz Ionathan's Verwendung, offen init dem Tode droht.
David muß fliehen, und von nun an beginnt für ihn eine
lange Trübsalszeit der Verfolgung und Bedrängniß durch
Saul und seine Heere. Im Gefolge einer kleinen Schaar an-
derer Bedrängten, die sich um David gesammelt hatte, sucht
und findet er in Wüsten und Einöden, in Höhlen und Berg-
vesten Schutz und Bergung, und entgeht oft nur durch ein
Wunder der Gefangenschaft. Zweimal lag es sogar in seiner
Hand, sich seines Verfolgers für immer zu entledigen; aber
er widerstand in seiner Gottesfurcht der Versuchung, so daß
selbst Saul seine Gerechtigkeit anerkennen mußte.
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Extrahierte Personennamen: Samuel Samuel Samuel David David David_Gelegenheit David David David David David
Extrahierte Ortsnamen: Bethlehem Juda Israel Israel
$. 43. Alexanders Zug nach Persien. ttl
334 den Zug gegen das persische Reich an, indem er
mit einem auserlesenen Heere von 34,000 Macedoniern und
Griechen über den Hellespont setzte.
Kaum in Kleinasien angekommen, stellte sich ihm ein
großes persisches Heer entgegen, das er aber
333 in der Schlacht am Grainkus (einem Küstenflusse),
vorzüglich durch seine eigene persönliche Tapferkeit schlug, so
daß ihm nun ganz Kleinasien offen stand. Zuerst befreite er
die Städte der kleinasiatischen Griechen; dann nahm er eine
Provinz Kleinasiens nach der andern ein. Zu Tarsus in
Cilieien zog er sich bei einem unvorsichtigen Bade im
Flusse Cydnus eine lebensgefährliche Krankheit zu, wurde
aber von seinem Arzte Philippus gerettet.
Auf seinem Weiterzuge schlug er in demselben Jahre
333 in der Schlacht bei Jssus (in den syrischen Pässen) das
600,000 Mann starke Hauptheer der Perser, welches vom
Könige Darius Iil Codomannus selbst angeführt war,
so gänzlich, daß das reiche persische Lager sammt des Darius
Mutter, Gemahlin, Töchtern und Sohn in die Hände des
Siegers fiel. Doch behandelte er die Gefangenen mit solcher
Großnuüh und Milde, daß selbst Darius, der in das Innere
seines Reiches geflohen war, ihm Dank dafür sagen und ihm
Frieden und die Hälfte seines Reiches anbieten ließ.
Alexander aber wollte nichts halb, und zog, um sich erst
aller Küstenländer zu versichern, durch Syrien nach Phö-
nizien, wo ihn der verzweifelte Widerstand der festen und
reichen Jnselstadt (Neu-) Tyrus lange aufhielt. Nach
ihrer Eroberung und Zerstörung, die dem phönizischen
Welthandel ein Ende machte und zugleich die Weis-
sagung Ezechiel's (K. 27.) erfüllte, durchzog er Judäa und
näherte sich Jerusalem, das sich ihm unterwarf. Da
Alerander's Politik es mit sich brachte, die religiösen Ge-
bräuche jedes Volkes nicht nur zu ehren, sondern wohl auch
mitzumachen, brachte er auch im Tempel zu Jerusalem dem
Iehovah ein Opfer nach jüdischem Gebrauche, schenkte den
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Darius_Iil_Codomannus Darius Darius Darius Darius Darius Alexander Alexander
172 tz. 03. Das röm. Reich von Tiberius bis Domitian.
den Vertrauen, ihr Bundesgott könne sie nicht zu Grunde
gehen lassen — ergaben sich nicht, und so mußte die Stadt
mit Sturm erobert werden, wobei auch der prächtige Tem-
pel, trotz allen Bemühungen des Titus, ihn zu schonen, durch
Feuer zerstört und eine unzählige Menge Menschen ein Raub
verschiedenartigen Todes wurde. So ward denn (gemäß der
Drohung Gottes 5. Mos. 28, 25) im Jahre
70 mit der Zerstörung Jerusalems das Juden voll
in alle Welt z er streut und „ist beschlossen, daß bis an's
Ende (des Streits) die Verwüstung triefen wird" (Dan. 9,
27), wie denn auch Christus ihnen verkündigt hatte: „Siehe,
euer Haus soll wüste gelassen werden!"— Vespasian dämpfte
den Aufstand der Bat8ver, die sich unter Claudius
Civilis vom römischen Joche hatten befreien wollen.
Titus wurde auch int Kaiserthum der Nachfolger seines
Vaters, und die Menschenfreundlichkeit und Wohlthätigkeit,
die er besonders bei den Unglücksfällen, die Rom und Ita-
lien durch Brand, Hunger und Pest heimsuchten, bethätigte,
erwarben ihm dem Beinamen „ Wonne des Menschenge-
schlechts". — Ein Ausbruch des Vesuvs verschüttete (79 n.
Chr.) die Städte H e r k u l a n u m, Pompeji und S t a-
b i ä, deren Wiederaufgrabung in der neuern Zeit viel Auf-
schluß über das römische Leben damaliger Zeit giebt. — Bei
jenem Ereignisse wurde der römische Naturforscher Pli-
nius der Ältere ein Opfer seines wissenschaftlichen Ei-
fers, indem er bei Beobachtung des Ausbruchs durch den
Oualm erstickte.
Titus starb schon nach zwei Jahren, und ihm folgte sein
Bruder Domitian (81 — 96), ein grausamer und feiger
Despot, der die zweite Christenverfolgung verfügte, in wel-
cher der Apostel Johannes auf die Insel Patmos ver-
bannt wurde, wo er jene trostreichen Eröffnungen über das
„Kommen des Herrn" zum Sieg über alle widerchristlichen
Mächte und zur glorreichen Vollendung seines Reiches auf
Erden erhielt, die er in dem „Buche der Offenbarung"
beschrieb.
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Domitian Christus Claudius
Civilis Titus Titus Domitian Apostel Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Jerusalems Rom Pompeji Oualm
302 tz. 10í. Schwedens Fall und Rußlands Erhebung.
sich nach der Ukräne, wo er vergebens die Hülfe der Kosa-
ken erwartete, und Mangel und Winterkälte und beständige
Angriffe der Russen sein Heer so schwächten, daß er von
Peters überlegener Macht
1709 in der Schlacht bei Pultawa gänzlich geschlagen
wurde und in die Türkei fliehen mußte.
Dort aber bewog er die Türken zu einem Kriege mit
Rußland, und als Peter deßhalb in die Moldau einrückte,
wurde dieser von ihnen am Pruth so eingeschlossen, daß er
verloren gewesen wäre, wenn ihn nicht seine entschlossene
Gemahlin Katharina durch Bestechung des türkischen Ve-
ziers und durch Verzichtleistung auf Asow befreit hätte.
Nachdem Karl Xii sich noch einige Jahre lang in ei-
nem festen Lager bei Bender (inder jetzigen südruffischen
Provinz Bessarabien) aufgehalten hatte, ohne die Türken
wieder zum Krieg gegen Rußland bringen zu können, kehrte
er endlich rasch nach Schweden zurück: denn unterdeß hatte
August wieder den polnischen Thron eingenommen, Peter
Finnland erobert, Dänemark und Preußen aber einen Theil
der schwedisch-deutschen Länder in Besitz genommen. Muthig
widersetzte sich Karl allen gegen ihn verbündeten Mächten,
zu denen sich nun auch England gesellte; da er sich ganz
auf Schweden zurückgedrängt sah, fiel er zweimal in Nor-
wegen ein, fand aber zuletzt bei der Belagerung von
Friedrichshall 1718 durch einen meuchelmörderischen
Schuß seinen Tod.
In den darauf folgenden Friedensschlüssen mit Däne-
mark , Preußen und Hannover verlor Schweden alle
seine Länder in Deutschland bis auf einen Theil
von Pommern, und im Frieden mit den Russen Liesl and,
Esthland, Ing ermannland nebst einem Theile von Finn-
land, und dadurch sowohl, als auch durch innere Partei-
ungen seine ganze vorige Bedeutung.
Dagegen wurde durch diesen Krieg Rußland die erste
Macht im Norden, und Peter der Große, der nun
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Extrahierte Personennamen: Peters Peter Katharina Karl_Xii Karl Bender August Peter
Finnland Karl Karl Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Schweden Nor- Hannover Schweden Deutschland Pommern Esthland
tz. 97. Der dreißigjährige Krieg. 285 -
die protestantischen Fürsten auf, sich für die Sache des
Glaubens an ihn anzuschließen. Da diese ihm aber als einem
Fremden nicht trauten, zwang er den Kurfürsten von
Brandenburg, ihm Spandau als Waffenplatz einzu-
räumen, und forderte den Kurfürsten von Sachsen
auf, ihm den Durchzug zu gestatten, um die von Tillp hart
bedrängte Stadt Magdeburgdie ihn um Hülfe gebeten
hatte, entsetzen zu können.
Während sich der Kurfürst noch weigerte, eroberte
und zerstörte Tillp Magdeburg und rückte verhee-
rend in Sachsen ein, weil dessen Kurfürst sich der Ausfüh-
rung des Nestitutionsedicts entgegengesetzt hatte. Nun erst nahm
der Kurfürst, um sein Land von den Kriegsleiden zu befreien,
das Bündniß mit Gustav Adolf an, der hierauf
1631 in der Schlacht bei Leipzig den Tillp so gänzlich besiegte,
daß das ganze protestantische Deutschland dem Sieger um so
freudiger die Arme öffnete, je mehr die menschenfreundliche
Mäßigung Gustav Adolfs, so wie die damals noch gute
Mannszucht seiner Soldaten gegen die Härte der feindlichen
Anführer und die Zügellosigkeit ihrer Heere abstach.
Von Sachsen aus durch Franken an den Rhein ziehend,
wobei er sich an mehrern Orten huldigen ließ, wendete er
sich dann nach Bapern, erzwang den Übergang über
den Lech, wobei Tillp tödtlich verwundet wurde,
und hielt in München seinen Einzug. Allenthalben sah sich
die unterdrückte Partei befreit und siegreich. Obgleich der
schwedische König die Katholiken schonte, so gerieth doch mit
Einemmale der Katholicismuö in äußersten Nachtheil, und sein
bisheriger Vorfechter, der Kaiser, mußte für seine eigene seit-
herige Stellung zu Deutschland besorgt seyn.
In dieser Noth berief Ferdinand wieder den Wallen-
stein mit den ausgedehntesten Vollmachten zur Bildung
eines Heeres, und bald standen sich Gustav und Wall en-
stein bei Nürnberg einander gegenüber. Nach einem
vergeblichen Sturm auf Wallensteins festes Lager zog
Gustav wieder nach Bapern und von da nach Sachsen,
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Ferdinand Ferdinand Gustav Gustav Gustav Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Spandau Sachsen Magdeburg Sachsen Leipzig Deutschland Sachsen Rhein München Deutschland Nürnberg Sachsen